SOUL GLO


gefördert von NEUSTART KULTUR, der Initiative Musik und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Helios 37, Köln
Sa, 03.09.2022
Einlass: 18:30 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr
15,00 € zzgl. Gebühren

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Source xray touring
Source xray touring

Was die Bad Brains für die 80er, Living Colour und Infectious Grooves für die 90er oder Glass Cloud sowie Bloodbath für das beginnende neue Jahrtausend waren, sind Soul Glo für die Gegenwart: eine (mehrheitlich) afro-amerikanische Band, welche die überwiegend von Weißen dominierten harten Genres zwischen Post-Hardcore, Punk und diversen Metal-Spielarten adaptiert und mit typischen „schwarzen“ Stilistiken wie Funk oder Hip-Hop kombiniert. Ebenfalls eint Soul Glo mit den Vorgenannten, dass sie sich lyrisch in die Ursuppe der menschlichen Psyche begeben, politische sowie gesellschaftliche Missstände thematisieren und all diese Elemente zu einem Amalgam verrühren, das in seiner Dringlichkeit und Intensität seinesgleichen sucht. Dies bewies das 2014 in Philadelphia gegründete Quartett bereits auf einigen EPs sowie einem Album. Doch erst jetzt mit „Diaspora Problems“, ihrem ersten Longplayer für das renommierte Punk-Label Epitaph, zeigt sich ihre Grandiosität in voller Blüte: Das Album wird von Kritik und Fachpublikum in den höchsten Tönen gefeiert, und auch ihre Konzerte gelten als ein regelrechtes Erweckungserlebnis, was sich mit harter Musik anstellen lässt. Drei dieser Shows finden im Rahmen ihrer Europatour im kommenden Herbst auch in Deutschland statt: Zwischen dem 1. und 3. September gastieren Soul Glo in Berlin, Hamburg und Köln. Gitarrist Ruben Polo und Vokalist Pierce Jordan hatten bereits zahlreiche Erfahrungen in anderen Hardcore- und Punkbands gesammelt, ehe sie im Juli 2014 Soul Glo gründeten. Mit ihrer ersten Rhythmusgruppe, die alsbald durch eine andere ersetzt wurde, veröffentlichten sie noch im selben Jahr ihre erste, unbetitelte EP, die sogleich klar machte, dass sich hinter Soul Glo weit mehr verbirgt als eine weitere gute Band zwischen Post-Hardcore und modernem Metal. Von Anbeginn integrierten sie in ihren Sound Versatzstücke aus dem Funk, schnell kamen zudem Hip-Hop-Elemente hinzu. Das 2016 veröffentlichte, ebenfalls unbetitelte Debütalbum erhielt weithin äußerst positive Kritiken; nicht nur aufgrund der komplexen, in jeder Sekunde enorm spannenden Musik, sondern auch dank einer lyrischen Tiefe bezüglich persönlicher, psychischer Kämpfe, die regelrecht sprachlos macht. Kein Thema, das ihnen zu heiß, kein Eingeständnis, das ihnen zu persönlich wäre. Von Anbeginn hatte man den Eindruck, dass die Mitglieder von Soul Glo für ihre Musik buchstäblich alles geben. Nicht minder begeistert zeigte sich die US-Hardcore-Szene von den Liveshows der Band. Insbesondere seit dem erneuten Wechsel der Rhythmussektion, denn mit Bassist Ethan Brennan und Drummer TJ Stevenson fand man zwei hochgradig profilierte Instrumentalisten, denen kein Rhythmus zu kompliziert und kein Tempo zu schnell ist. Und so machte sich der Vierer ab 2016 daran, sein Opus Magnum zu kreieren. Während dieser Arbeit erhielten sie ein Angebot von Epitaph, dem wohl bedeutendsten Label der Punk-Historie, doch zunächst haderte die Band selbst mit dieser großartigen Chance: Unter keinen Umständen wollten Soul Glo ihre absolute kreative Freiheit gefährden. Zudem waren sie skeptisch, ob ein reines Punk-Label überhaupt versteht, welch komplexe Genre-Mixtur sie für ihr kommendes Album planten. Viele Gespräche später wurde man sich einig, und nun, sechs Jahre nach dem Beginn der Arbeiten, erschien Ende März mit „Diaspora Problems“ ihr zweites Album, das dermaßen vielschichtig, tiefgründig und zugleich brutal „in your face“ geraten ist, dass viele Kritiker anzweifeln, ob diese überragende Platte jemals zu toppen sein wird. Die Band hingegen gibt sich entspannt und äußerte zu diesen Befürchtungen lediglich: „Wir stehen erst am Anfang. Da wird noch sehr viel mehr kommen.“ Was „Disapora Problems“ letztlich so großartig macht, ist die nonchalante Selbstverständlichkeit, mit der hier Hardcore, Punk sowie Metal auf der einen und Funk, Hip-Hop sowie nunmehr sogar Jazz auf der anderen Seite eine extrem fruchtbare Liaison eingehen. Und über allem thront das Shouting und Screaming von Pierce Jordan, der in seinen Texten dunkle Dystopien einer Welt, Gesellschaft und auch Musikbranche entwirft, die Menschen psychisch krank macht und kaum noch Raum zum Atmen lässt. Jedem Skeptiker, der ihnen nun ein „mehr geht nicht“ zuruft, wird die Band mit einem schulterzuckenden „Warte es nur ab!“ antworten.




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